Dienstag, 22. März 2016

LehrerInnentreffen vom 14. bis 18. Jänner 2016 in Pietarsaari, Finnland

Donnerstag, 14. Jänner 2016
Nach einem freudigen Wiedersehen mit einigen unserer europäischen LehrerkollegInnen am Flughafen in Helsinki bereitet uns Finnland einen stürmischen Empfang: Unser Flugzeug kann wegen dichten Schneetreibens nicht in Kokkola landen, und so umkreisen wir den Flughafen eine dreiviertel Stunde lang, bis der Pilot das Flugzeug unvermittelt Richtung Landebahn sinken lässt und nach leichtem Geschlinger zum Glück zum Stehen bringt.  Beim Hotel in Pietarsaari nehmen uns die finnischen Kolleginnen herzlich in Empfang und leisten uns bei einem späten Abendessen Gesellschaft.



Glücklich gelandet in Kokkola

Freitag, 15. Jänner 2016
Während wir bei Dunkelheit und klirrender Kälte Richtung Schule stapfen, bewundern wir einige finnische Schülerinnen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Im Pietarsaaren Lukio, unserer finnischen Partnerschule, ist aber gut eingeheizt. Nach einem (sehr) kurzen Finnisch-Kurs stellt uns der Direktor der Schule, Hannu Sulkakoski, Pietarsaari (schwedisch Jakobstad) vor: Die Kleinstadt hat 20.000 Einwohner und eine schwedischsprachige Bevölkerungsmehrheit, was sich auch an den sprachlichen Mehrheitsverhältnissen  an der Schule niederschlägt. Nach seiner Präsentation spielen uns eine Schülerin und ein Schüler auf der Ziehharmonika unter anderem eine finnische Polka vor.


Finnische Polka

Auf dem nun folgenden Rundgang durch die Schule bekommen wir viel Interessantes zu sehen, zum Beispiel einen eindrucksvoll ausgestatteten Werkraum und ein Musikzimmer mit Gitarren in Klassenstärke! Es herrscht ein sehr freundlicher Umgangston, sowohl zwischen den SchülerInnen als auch zwischen den LehrerInnen und den Jugendlichen. Die Schule ist viel kleiner als unsere, und der finnische Teil der Schule ist vergleichsweise winzig. Kein Wunder, dass man einander sehr gut kennt!


Musikzimmer

Danach präsentieren die einzelnen Schulen ihre best practise-Beispiele aus den vergangenen Monaten, die in Zusammenhang mit Erziehung zu ökologischer Nachhaltigkeit stehen. Besonders in Finnland hat die Umwelterziehung schon eine längere Tradition, und Schule und Kindergärten arbeiten eng mit dem staatlichen Müllentsorger zusammen. Wir berichten über die Situation in Österreich und über Öko-Aktivitäten an unserer Schule.
In der Mittagspause kommen wir in den Genuss des gratis Mittagessens, das es in Finnland für alle SchülerInnen gibt: Heute ist das Gemüse-Rahm-Suppe und dann ein Salat mit Melone und Cottage Cheese. Einfach, aber gut – und gesund ;)



Speisesaal im Pietarsaaren Lukio

Anschließend hören vor einen Vortrag von Gun Höglund, die Direktorin der lokalen Öko-Schule, die über den Fremdsprachenunterricht in der Volksschule berichtet.
Am späteren Nachmittag machen wir uns durch das verschneite Pietarsaari auf den Weg ins Büro der Schulverwaltung und werden von Juha Paasimäki über das finnische Schulsystem informiert – einige interessante Dinge gibt es hier zu hören, etwa dass die Finnen ihre SchülerInnen keine Standardtestungen machen lassen, dass finnische Lehrer gut verdienen, in ihrer Tätigkeit viele Freiheiten haben und auch noch angesehen sind!! Musik in unseren Ohren.
Um 18 Uhr steht Sauna mit Eisschwimmen auf dem Programm, das die meisten KollegInnen auch tatsächlich wagen. Hyvä, Christina!!! 


Samstag, 16. Jänner 2016
Weil wir in unserem Projekt den Halbzeitstand erreicht haben, geht es in unserer Arbeitsrunde in der Schule am Vormittag vor allem darum, was bereits erarbeitet wurde und welche Arbeitsschritte noch bevorstehen. Birthe hat dazu auch eine Präsentation vorbereitet. Es wird außerdem besprochen, wie weiterhin kommuniziert werden soll und in welcher Form die Ergebnisse am Ende des Projekts publiziert werden können (etwa in Form von Booklets).
Vesa Sainio von der Nature School in Kokkola, ein ehemaliger Schüler des Pietarsaaren Lukio, berichtet uns im Anschluss daran über die „Finnish Youth Centres“, die übrigens auch Teil des Erasmusplus-Programms sind. Diese Zentren organisieren internationale Austausch-Camps einerseits und „Nature School“-Aktivitäten andererseits. Die Stadt Kokkola finanziert übrigens ein Programm, bei dem elf ausgewählte Klassen jeweils neun Schultage im Jugendzentrum verbringen dürfen, wo sie in Sachen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Verhalten in der Natur, vor allem im finnischen Wald, auf Vordermann gebracht werden. Die „Nature Schools“ in Finnland haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, das sich LYKE nennt, und das auf seiner Website entsprechende Aktivitäten vor allem für Kindergruppen anbietet.
Zu Mittag gehen wir zu Fuß durch das tief verschneite Pietarsaari zum Campus Allegro, einem großen Schulzentrum, wo wir in einem alten Gewölbe ein gesundes Süppchen – wahlweise mit Rentierfleisch!  - verspeisen.
Mit vollem Bauch geht es nun zum Yoga. Uff!



Die Verstärkung aus Wien

Am Abend treffen die teilnehmenden SchülerInnen aus unseren sieben Schulen und die KollegInnen, die sie begleiten, in Pietarsaari ein.  Wir freuen uns natürlich besonders auf Carina und Christoph! Alle gemeinsam machen wir einen kleinen Spaziergang nach Rosenlund, einem ehemaligen Pfarrhaus, wo wir zu Abend essen. Das Holzhaus wurde von einem Verein von HobbygärtnerInnen liebevoll und aufwändig renoviert und dient nun als Restaurant. Ein Vereinsmitglied erzählt uns die interessante Geschichte des Hauses.



Elisabeth, Christina und Agata in Rosenlund

Sonntag, 17. Jänner 2016


Austrians in Finland

Heute ist der letzte volle Tag unseres Aufenthalts in Finnland – und der kälteste! Es hat schon am Morgen unter minus 20 Grad und noch größere Kälte ist für heute vorhergesagt. Wie auch immer, wir ziehen alles an, was wir haben, und fahren mit dem Bus nach Pörkenäs in das Nanoq, das Arktische Museum. Der Gründer Pentti Kronqvist führt uns persönlich durch das Museumsdorf – keine kleine Leistung bei einer Gruppe von über 60 Leuten und klirrender Kälte. Es dauert nicht lange, und viele entdecken bereits die Schwachstellen in ihrer Winterkluft. Im Museumsdorf kann man acht Wohnhütten von Inuit und von Jägern in der Arktis betrachten und sogar betreten. Zum Glück geht es bald in das Innere des Museums, in dem die Stücke ausgestellt sind, die Pentti Kronqvist in vielen Jahren gesammelt hat. Mich beeindrucken vor allem die Kleidungsstücke aus Fell und die Fellschuhe aus mehreren Schichten.



Daniel, Eisbär, Christoph

Zu Mittag fahren wir im Bus nach Merilä an die Küste, wo wir im Hauptgebäude eines Jugendzentrums köstliche Laibchen mit Kartoffelpüree und Salat essen. Zum Glück ist uns wieder warm, denn unsere wunderbaren finnischen Gastgeber haben einige Aktivitäten im Freien für uns vorbereitet: Eisfischen, Spaziergänge durch den Wald und über das Eis nahe des Strandes. Die Landschaft ist wunderschön, wir stapfen durch den unberührten Wald und über das dicke Eis, die Sonne scheint. Besser geht’s nicht!


Eis und Schnee an der Küste

Ein weiterer Höhepunkt erwartet uns am Abend. Wir fahren mit dem Bus ins Restaurant Ädelbragd, ein abgelegenes Holzgebäude, wo das frühe 19. Jahrhundert lebendig wird. Unser Gastgeber, ein ganz offenbar begnadeter Geschichtelehrer, trägt ein historisches Kostüm aus dieser Zeit und erzählt uns unter anderem von der Schlacht von Orovais, die 1808 hier ausgetragen wurde, und zwar zwischen Schweden und Russen. Das gesamte Ambiente ist sehr authentisch, denn es gibt etwa keinen Strom, nur Kerzenlicht und Wärme aus dem riesigen Kachelofen in der Ecke des Raums. Es werden nach historischen Rezepten gekochte Gerichte serviert, zum Beispiel Kartoffeln in einer Rahmsoße mit Kardamom oder ein deftiger Weißkraut-Auflauf. Wir sind begeistert von diesem Abend! Ein schöner Abschluss unseres LehrerInnen-Treffens!



19. Jahrhundert in Ädelbragd
Mittlerweile ist es wirklich, wirklich kalt geworden. Das Thermometer zeigt minus 33 Grad an!! Zum Glück haben wir nur den kurzen Fußweg vom Bus bis zum Hotel zurückzulegen. Brrrr.
Montag, 18. Jänner 2016
Viel zu schnell ist unser Rückreisetag gekommen. Schade, denn wir hätten sehr gerne noch viel mehr über das erfolgreiche finnische Schulsystem erfahren und noch länger die nicht umsonst gerühmte herzliche finnische Gastfreundschaft genossen.
Wir müssen uns von unseren KollegInnen aus den anderen Schulen und von unseren GastgeberInnen verabschieden, allen voran von Tiina, die mit ihren KollegInnen einen wunderbaren Aufenthalt für uns organisiert hat.



Tiina und Carina – Snow Angels

BERICHT: EVA SCHMOTZER